Ein Zirkus entdeckt die Liebe und erfindet sich neu. Das sorgt für burleskes Dauerfeuer im Circus Ronaldo. Von Adam und Eva und ihrem fatalen Apfel bis zu Belmonte, der seine Angebetete Konstanze aus dem Serail zu entführen versucht: Die Geschichte der Liebe ist reich an Dramen (und die meisten Liebesgeschichten sind es ihrerseits auch). Ein ernsteres Thema als die Liebe? Gibt es praktisch nicht. Das ist perfekt, wenn man den großen Imagewechsel plant: Schluss mit Klamauk und Komödie, hin zu den hehren Dingen, zur Himmelsmacht, die alles verwandelt – vielleicht sogar eine buntscheckige Zirkustruppe in ein ernsthaftes Theaterensemble. Obwohl: So leicht ist das alles dann doch nicht. Dem großen Thema stehen erstens ein paar große Egos im Weg, zweitens sind die vielstrapazierten Kulissen allesamt schon recht wacklig und drittens muss jetzt bitte bald jemand den feuerspeienden Drachen in den Griff bekommen.
Willkommen im prachtvollen Chaos des Circus Ronaldo und seiner unnachahmlichen Mixtur aus Erzählkunst, Akrobatik, Clownerie. Für ihr jüngstes Stück „Amortale“ sind Belgiens Zirkus-Neudenker Danny und David Ronaldo, bei „La Strada“ in Graz zuletzt mit „ Circenses“ und „Cucina dell’Arte“ präsent, tief in die eigene Familiengeschichte eingetaucht und haben all die Künste wiederbelebt, die sie schon sechs Generationen nährten: Zirkus und Commedia dell’Arte, Vaudeville, Varieté, Marionettentheater.
Das Ergebnis: ein komisches Wunder, ein pures Vergnügen, das von der Liebe erzählt und von der menschlichen Komödie. Acht Darsteller auf der Höhe ihrer Kunst, Akrobatik und Slapstick vom Feinsten. Und die kostbare Einsicht, dass es im Leben nicht immer auf Erfolg ankommt: Scheitern kann viel schöner sein. Und lustiger sowieso.